A Mind of Winter

Künstler: Walter Martin & Paloma Muñoz

Walter Martin & Paloma Muñoz Low Tide, 2009 (Ebbe) Aus der Serie Islands Chromogener Abzug auf Acrylglas montiert Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz und Galeria Isabel Hurley

Eine interessante Ausstellung wird bis 26. April 2020 im Rupertinum – Museum der Moderne Salzburg präsentiert. Es handelt sich um eine monografische Ausstellung des Künstlerpaares Walter Martin & Paloma Muñoz. Ihr Markenzeichen: surreale Landschaftsdioramen (in die Tiefe gebautes Schaubild mit plastischen Gegenständen) mit absurd-bizarren Szenen.

Walter Martin & Paloma Muñoz Cold Front, 2005 (Kaltfront) Aus der Serie Cold Front Chromogener Abzug auf Acrylglas montiert Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz

Das Künstlerpaar er Walter Martin Amerikaner (*1953 Norfolk, VA, US) und Paloma Muñoz Spanierin (*1965 Madrid, ES) arbeiten seit 1993 zusammen. Bekannt wurden sie durch ihre Fotografien und Skulpturen, die surreale Landschaftsdioramen mit absurd-bizarren Szenen zeigen.

A Mind of Winter im Rupertinum vereint neben 16 Schneekugeln von etwa 20 cm Größe und rund 50 großformatigen Fotografien zusätzlich eine Auswahl von ortsspezifischen Installationen.

Die Ausstellung zeigt gläserne Schneekugeln – wir kennen sie doch alle die kitschigen Kugeln, besonders zur Weihnachtszeit werden sie auf den Adventmärkten angeboten, jedoch mit Winterlandschaft und Weihnachtsmann.

die kitschigen Weihnachtskugeln, die wir alle kennen Foto: © Christa Linossi

Betritt man den Raum, ist der erste Blick auf eine Vielzahl von hellen gläsernen Schneekugeln, die den dunklen Raum beherrschen.

csm_07_A_Mind_of_Winter_Snow_Globes_ Foto: Rainer Iglar

Am Anfang hat man sehr wohl das Gefühl, man befindet sich in einer Kitsch-Welt. Jedoch „Mit ihren ‚lustigen Albträumen‘ unterwandern Martin & Muñoz die nostalgische Anmutung von Schneekugeln und trotzdem wird man gleich eines Besseren belehrt, den bei genauem Betrachten der Schneekugeln, entpuppen sich die Kugeln in eine schaurig-schöne Wildnis und äußern gleichzeitig ihre Vorliebe für die künstlerische Verarbeitung in der Figuren in oft ausweglosen Situationen gestrandet sind oder ermordet werden. Das kitschige Souvenir wird zur Bühne eines schwarzen Humors in einer Liliputwelt, welche mit großer Sorgfalt und Liebe zum Detail gearbeitet wurde. Das interessante an der ganzen Sache ist, obwohl skurril und schaurig zugleich, sieht man es nicht abstoßend, sondern man kann dabei schmunzeln und sich in Gedanken verlieren, was wollen die Künstler damit wirklich ausdrücken. Vielen Szenen ist eine gewisse Absurdität eigen, die die Tragikomik auf menschliche Verhältnisse verweisen und auf die Unsicherheit menschlicher Beziehungen, sowie in die Abgründe der Psyche tauchen.

Walter Martin & Paloma Muñoz Traveler 338, 2018 (Reisende_r 338) Aus der Serie Snow Globes Schneekugel Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz
Walter Martin & Paloma Muñoz Traveler 262, 2009 (Reisende_r 262) Aus der Serie Snow Globes Schneekugel Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz

Ein weiteres Highlight dieser Ausstellung ist, die Utopia Work Station. (hier handelt es sich um eine Spezialangefertigte lebensgroße Schneekugel, PVC-Tisch mit Stuhl, Schreibmaschine, Stapel weißes Papier, Papiermistkübel Ø 350 cm, Eingang 200 cm) lt. Auskunft der Künstler Walter Martin & Paloma Muñoz ist bei einer klassischen Schneekugel nur der Blick von außen nach innen möglich. In Utopia Work Station ist das anders: Hier sitzen die Besucher_Innen in einer aufgeblasenen Sphäre und sind aufgefordert, ihre eigene Utopie zu Papier zu bringen. Ich habe dies, da ich ein sehr neugieriger Mensch bin, natürlich gleich in die Tat umgesetzt und ich begab mich in den Innenraum dieser Kugel. Es ist ein eigenartiges Gefühl in dieser aufgeblasenen Hülle zu sitzen und einen Text in eine analoge Schreibmaschine zu tippen. Man sitzt in dem mit Luft angefüllten Körper, blickt nach Außen und wird von den BesucherInnen mit dem Blick von außen nach innen betrachtet und so mancher Besucher rätselt, was für eine Art von Kunst sei dies? (vor allem wenn die Besucher den Text an der Wand nicht gelesen haben, ist es für so manchen unverständlich)

A Mind of Winter. Walter Martin & Paloma Muñoz Ausstellungsansicht Spezialangefertigte lebensgroße Schneekugel, Foto: Christa Linossi – ICH in der Schneekugel > fotografiert hat es für mich ein Aufseher des Museum <
A Mind of Winter. Walter Martin & Paloma Muñoz Ausstellungsansicht Spezialangefertigte lebensgroße Schneekugel, Foto: Christa Linossi

Die Ausstellung zeigt des weiteren noch 50 großformatige Fotografien, die ebenfalls sehenswert sind.

A Mind of Winter. Walter Martin & Paloma Muñoz Ausstellungsansicht Museum der Moderne Salzburg, 2019 © Museum der Moderne Salzburg, Foto: Rainer Iglar

Auch eine Videoinstallationsansicht aus der Serie „Spheres“ wurde im Foyer des Rupertinums installiert. In dieser Videoansicht fallen die „Snow Globes“ wie Schneeflocken ins Foyer. Manchmal kommt einem auch ein Schmunzeln aus, denn es gibt eine Schneekugel in diesem Video, in dem auch der amerikanische Präsident Donald Trump vorkommt und kann sehen, wie er wie das Rumpelstilzchen hüpft.

Prädikat: die Ausstellung ist auf alle Fälle sehenswert

https://www.museumdermoderne.at/de/ueber-uns/standorte-einrichtungen/rupertinum/